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„Ein starker SAP-Standard für die Lagerlogistik“

09.08.2011

Die aktuelle und strategische Lösung der SAP AG für die Lagerlogistik heißt SAP Extended Warehouse Management (SAP EWM).

Das ebenfalls noch am Markt positionierte Logistics Execution System (LES) wird nicht mehr weiterentwickelt und soll allmählich durch EWM abgelöst werden. Anlässlich des Tagesforums „SAP-Lagerverwaltung EWM“ der Deutschen Logistikakademie (DLA) sprach Harald Lutz in Frankfurt am Main mit dem Solution Sales Executive SCM bei SAP Deutschland, Ralf Schränkler.

Logistik für Unternehmen: Für die IT-Steuerung und -Verwaltung von hoch komplexen Lagern haben sich Standard-Software-Lösungen „unterhalb“ der betriebs-wirtschaftlichen Systeme wie SAP R/3 oder SAP ERP (Enterprise Ressource Planning) lange Zeit schwergetan: Das war die Domäne von kunst¬voll zusammengestrickter Individualsoftware. Ist SAP mit der Lösung SAP EWM innerhalb der SAP Supply-Chain-Management-Plattform (SCM) jetzt der große Wurf gelungen?

Schränkler: Wir beschäftigen uns bei SAP seit 1982 mit dem Thema Lagerlogistik. Mit dem System SAP R/2, später dann auch auf R/3, haben wir damit begonnen zunächst ein¬fachere, weniger komplexe Lager zu adressieren und dort die Bestandsverwaltung sowie die entsprechenden Strategien für Ein- und Auslagerung abzubilden. Später wurden mit dem Logistics Execution (LES) auch etwas komplexere Lager implementiert.

Mit der Markteinführung von SAP EWM haben wir einen Riesenschritt vorwärts gemacht. Jetzt haben wir die Möglichkeit, wirklich in hoch komplexe Lager hineinzu-gehen, diese zu verwalten und zu steuern. Hauptvorteile sind eine ver¬besserte Prozessunterstützung, aber auch die Integration in die gesamte SAP-Lösungslandschaft, z.B. dem SAP Transportlogistiksystem. Des Weiteren er¬kennen wir den eindeutigen Wunsch der Kunden, sich vermehrt in Richtung einer Standardisierung aufzustellen. Dazu gehört auch, auf dem Weg über eine ideale Prozessgestaltung noch mehr Effizienz aus den Prozessen herauszuholen.

Logistik für Unternehmen: Mit der Lösung LES bieten Sie nach wie vor eine Lagerverwaltung für eher kleine Umgebungen mit mittlerer Komplexität als festen Be-standteil innerhalb von SAP ERP an. Können Sie den Leserinnen und Lesern diese „Doppel¬strategie“ mit derzeit noch zwei SAP-Angeboten für Lager¬ver¬waltung und Logistik, die in der Praxis teilweise sogar parallel eingesetzt werden, etwas näher erläutern?

Schränkler: Aktuell setzen weltweit etwa 5.500 Unternehmen unsere Warehousemanagement-Lösung ein. Wir haben also eine recht hohe Marktdurch-dringung mit SAP-Lagerlogistik erreicht – allerdings aufseiten der LES-Lösung. SAP EWM ist unser neues und auch strategisches Produkt, das wir massiv weiter¬ent¬wickeln werden. Bei der Implementierung neuer Lager oder Standorte werden sich unsere Kunden mehr und mehr für die moderne und effizienzsteigernde SAP-EWM-Lösung entscheiden.

Logistik für Unternehmen: Hält SAP an beiden Varianten auch in Zukunft weiter fest, oder haben wir es heute bereits mit einer schleichenden Ablösung von LES durch SAP EWM zu tun?

Schränkler: Wir geben allen Unternehmen eine Bestandsgarantie, dass ihnen die LES-Software nicht unter den Füßen weggezogen wird. Damit müssen keine laufenden Lager zwangsweise umgestellt werden. Unsere LES-Lösung wird aber nicht mehr weiter¬entwickelt. Sowohl national, als auch international können wir den Trend feststellen, dass EWM-Projekte stark zu¬nehmen und gleichzeitig immer weniger neue LES-Projekte durchgeführt werden. Es handelt sich also tatsächlich um eine Ablösung.

Logistik für Unternehmen: Wie ist Ihre strategische Lagerlogistiklösung EWM in die SAP-Systemlandschaft eingebunden?

Schränkler: SAP EWM ist technisch ein Teil unser Supply-Chain-Management-Lösung SAP SCM. Die SAP-Lagerlogistiklösung enthält die gleichen Basiselemente wie andere SCM-Komponenten auch. Faktisch ist es allerdings so, dass man das Modul SAP EWM auch alleine installieren und mit SAP ERP verknüpfen kann. Aber auch dies ist kein Zwang mehr. So ist es durchaus möglich, SAP EWM auch im Ver-bund mit einem Nicht-SAP-ERP-System einzusetzen. In der Logistikpraxis sind daher mit SAP EWM mehrere Einsatz¬szenarien denkbar: die Systemintegration in SAP ERP, im Verbund mit einem fremden ERP-System oder die ganz große SAP-Lösung mit zusätzlichen Effizienz¬vorteilen: SAP ERP plus SCM. Dies zeigt die hohe Flexibilität und Skalierbarkeit des SAP EWM.

Logistik für Unternehmen: In Ihrem vorangegangenen DLA-Vortrag haben Sie er-wähnt, dass SAP in der Praxis dennoch auf Lagerumgebungen treffen könnte, bei denen individuelle Ergänzungen notwendig werden …

Schränkler: Was die Prozessgestaltung und die Modellierungsaspekte anbelangt, besitzt SAP EWM einen sehr hohen Standardleistungsumfang. Je komplexer und individueller ein Lager jedoch ist, so sind in der Praxis auch Anforderungen anzutreffen, die über einen Standard nicht vollständig abgedeckt werden können. Darauf ist das SAP EWM vorbereitet. An diesen Stellen haben wir so¬genannte Ab-sprungstellen, im Hause SAP „Business Add-Ins“ (BAdIs) genannt, vor¬bereitet. Über diese Programmausgänge können kundenspezifische Add-On-Entwicklungen an-docken, die SAP EWM befähigen, jedes Lager mit allen denkbaren An¬forderungen abzubilden.

Logistik für Unternehmen: Dahinter verbirgt sich weit mehr als ein übliches Customizing, mit dem Standardsysteme üblicherweise angepasst werden …

Schränkler: Natürlich gibt es auch auf SAP-EWM-Seite die Möglichkeiten der Prozessgestaltung und -einstellung über das sogenannte Customizing. Damit erreicht man schon einen hohen Grad der Prozessabbildung. Die Business Add-Ins gehen aber darüber hinaus und erlauben es, modifikationsfrei entsprechende Add-Ons zu gestalten. Diese können übrigens sowohl von SAP als auch von Partnern realisiert werden. Das hängt in der Praxis davon ab, wer der Implementierungspartner des ent-sprechenden Lagerlogistikprojektes ist.

Bei SAP gibt es eine sehr große und starke Consulting-Abteilung, die Implementierungsprojekte durchführt. Darüber hinaus verfügen wir über ein sehr intensives Partnernetzwerk. Das zeigt sich auch auf der heutigen Veranstaltung: Wir bekommen von der Deutschen Logistikakademie eine Vielzahl von spannenden EWM-Implentierungsprojekten vorgestellt, die von verschiedenen SAP-Partnern durchgeführt wurden.

Logistik für Unternehmen: Ein krisengeschütteltes Jahr 2009 liegt hinter uns. Im Unterschied zum Platzen der New-Economy-Blase in 2001 ist diesmal die Old Economy inkl. Logistikbranche gleich stark betroffen. Wie hat sich das auf die Auf-tragslage bei SAP für Lager- und Logistiklösungen ausgewirkt?

Schränkler: Insgesamt haben die verminderten Investitionen in den Unternehmen gesamtheitlich auch die SAP betroffen, wie Sie leicht anhand der Geschäftszahlen nachlesen können. Trotzdem wurden im Krisenjahr 2009 bestimmte Teilbereiche sehr stark nachgefragt. Dazu zähle ich eindeutig auch das Thema Logistik. Unser Produkt SAP EWM hat sich am Markt trotz Finanz- und Wirtschaftskrise durchgesetzt. Seit dem ersten „Go Live“ im September 2007 verzeichnen wir eine Kurve, die steil nach oben geht. Die ausgereifte Lösung ist derzeit weltweit an etwa 40 Lagerstandorten bei 25 Unternehmen aus allen Industrien produktiv. Wir zählen derzeit ca. 100 laufende EWM-Implementierungsprojekte.

Logistik für Unternehmen: Traditionell gibt es in Deutschland für das Lager- und Logistikumfeld eine ganze Reihe hoch spezialisierter Softwarehäuser mit eigenen Warehousemanagement-Systemen und/oder der Kompetenz für komplexe Individual-entwicklungen. Werden die beiden SAP-Systeme LES und EWM diese jetzt vom Markt verdrängen?

Schränkler: Mit SAP EWM haben wir ganz klar die Absicht, in den Markt der Lagerlogistik-Lösungen weit stärker einzudringen, als dies noch mit SAP LES mög¬lich war. Wir haben jetzt ein Werkzeug zur Verfügung, mit dem wir sehr tief in den Be-reich der Steuerungssoftware vordringen können. SAP kann jetzt über eine Direkt-anbindung an SPS-Systeme Lager als eine Systemeinheit steuern. Infolgedessen werden sich auch andere Anbieter umorientieren müssen. Daraus ergibt sich ein neuer Trend: Frühere Wettbewerber sind bereits mit dem Wunsch auf uns zugekommen, sich ein zweites Standbein als Implementierungs¬partner für SAP EWM aufzubauen.

Logistik für Unternehmen: Wohin wird sich der Markt für Lagerverwaltungs- und Logistiksoftware mittelfristig entwickeln?

Schränkler: Ein ganz klarer Trend in der Lagerlogistik ist die sogenannte vertikale Integration, also die starke Verknüpfung der Lagerverwaltung und Lagersteuerung. Mit der Ent¬wicklung des Moduls Materialflusssteuerung (MFS) als Teil des SAP EWM adressieren wir mit unserem Standard, ausgehend von einer Palettenfördertechnik, mittlerweile sehr stark auch Projekte in der Behälter-fördertechnik.
Parallel dazu sehen wir eine zunehmende horizontale Integration. Die Lagerlogistiklösung ist für SAP ein Teil einer Gesamtlogistiklösung, das heißt, die Lagerlogistik wird ein¬gebunden und eingebettet in eine Lösungslandschaft mit u.a. Kundenauftragsabwicklung, Transportmanagement oder Produktionsplanung. Ein Highlight ist auch die Einbindung in die komplette Supply-Chain-Management-Landschaft. Ein Bei¬spiel: Um eine Lageroptimierung auszuführen, partizipiert SAP EWM an Informationen aus der Supply-Chain-Planung.

Logistik für Unternehmen: Spielen neue Softwarekonzepte wie Software as a Service (SaaS) oder Cloud Computing in absehbarer Zeit in der Logistik eine Rolle?

Schränkler: Kurz- und mittelfristig werden wir weitestgehend die Abläufe wie ge-wohnt vorfinden: Unternehmen implementieren die Logistiksysteme inhouse oder in einem zentralen Rechenzentrum eines Hosting-Partners. Nichtsdestotrotz sollte man den allgemeinen Trend in Richtung SaaS und Cloud Computing nicht unter¬schätzen: Es gibt bereits Ansätze, die tatsächlich auch Lager¬prozesse und Lager¬verwaltung als Software-Services anbieten. Man muss sicher das Jahr 2010 und auch noch 2011 weiterverfolgen, um hier eine ganz eindeutige Einschätzung treffen zu können. SAP ist aber bereits auch hier aufgestellt, so dass wir Lagerlogistik prinzipiell als Software-Service anbieten können.

Logistik für Unternehmen: Haben Sie vielen Dank für das Gespräch.



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