News

Display news overview

Lagerlogistik mit viad@t sicher im Griff

27.08.2012

viastore errichtet Automatiklager für Pharma-Hersteller Medice

Die Anforderungen der Pharmaindustrie an die Intralogistik sind besonders hoch: Alle Produkte und Vorgänge müssen dokumentiert werden, die Verfügbarkeit der Waren soll bei 100 Prozent liegen. Deshalb müssen sich Lieferanten auditieren lassen. Zudem ist das Warehouse-Management-System in einem aufwendigen Verfahren zu validieren. Das galt auch für viastore, die für Medice ein modernes vollautomatisches Hochregallager inklusive der eigenen WMS-Standardlösung viad@t realisierte. Mit diesem kann der etablierte Hersteller von qualitativ hochwertigen und bekannten Präparaten wie Meditonsin® oder Medikinet® seine internationale Wachstumsstrategie ökonomisch effizient und ökologisch nachhaltig umsetzen.

In nur fünf Jahren hat Medice den Umsatz mehr als verdoppelt. Das in Iserlohn ansässige Pharmaunternehmen erwirtschaftet im Jahr rund 150 Millionen Euro Umsatz. „Wir sind nicht mehr ganz so breit aufgestellt wie früher“, erklärt Dr. med. Sigurd Pütter, Geschäftsführender Gesellschafter des mittelständischen Familienbetriebs, sein Erfolgsrezept. „Stattdessen sind wir in begrenzte Nischen gegangen, wo wir zu den Marktführern gehören.“ Dazu gehört das Kompetenzfeld Nierenerkrankungen & Anämie, wo Medice neben Epoetin und Eisenpräparaten eine breite Palette von Medikamenten für die Dialysemedizin anbietet.

Führend ist Medice im Bereich ADHD (Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätssyndrom), der häufigsten psychiatrischen Störung im Kindes- und Jugendalter. Zwei Substanzen mit unterschiedlichen Dosisstärken und ein umfassendes Serviceprogramm unterstützen Spezialisten dabei, eine multimodale Behandlung leichter umsetzen zu können. Auch im Kompetenzfeld Selbstmedikation hat Medice seine Stellung überdurchschnittlich verbessert und gehört mit bekannten Marken wie Meditonsin® bei Erkältungen, Soventol® bei Hautproblemen und der Aufbaukur Medivitan® zu den Top-Anbietern in der jeweiligen Kategorie. Seit 2008 schafft das Unternehmen zunehmend Strukturen, um seine Produkte auch international anzubieten. Mit Erfolg: „Wir erwirtschaften rund 20 Prozent unseres Umsatzes im Ausland, Tendenz steigend“, berichtet Dr. med. Dr. oec. Richard Ammer, Geschäftsführer bei Medice seit 2003.

Lager stieß an Kapazitätsgrenzen

Rund 350 Artikel hat Medice inzwischen für den nationalen und internationalen Markt im Programm. Diese müssen alle zuverlässig, pünktlich und schnell beim Kunden sein. „In der Pharmaindustrie gibt es Rabattverträge mit den Krankenkassen“, erklärt Reiner Busch, Logistikleiter bei Medice, die besonderen Herausforderungen. „Eine Forderung in diesen Verträgen ist es neben anderen, dass es zu keinem Lieferengpass kommen darf. Ansonsten wird der Pharmahersteller von der Kasse in Regress genommen.“ Entsprechend groß muss der Lagerbestand an Rohstoffen und fertigen Produkten sein. Zusätzliche Anforderungen an die Logistik stellt das interne Ziel des Unternehmens, nach dem alle bis 12 Uhr eingegangenen Aufträge noch am gleichen Tag in die Auslieferung gehen sollen. Mit dem rasanten Wachstum von Medice wurde es jedoch schwerer, diese Ziele zu erreichen. „Es klemmte an allen Ecken“, erinnert sich Reiner Busch. „Die Lagerkapazitäten reichten nicht mehr aus, und die Ein- und Auslagerprozesse waren zu langsam.“ Oft musste die Produktion mehrere Stunden auf ihre Rohstoff-Lieferung aus dem Lager warten. „Das führte dazu, dass sich die Mitarbeiter Reserven schafften und Ware in der Produktion oder im Versand horteten“, schildert Reiner Busch. Das war nicht nur ineffizient, sondern beanspruchte auch viel Fläche. „Und Flächen in einer Pharma-Produktion sind teuer“, betont er.

Schnelligkeit und Prozesssicherheit im Fokus

Deshalb entwickelte Medice einen Masterplan zur Werksentwicklung. Dieser definierte, wie sich das Unternehmen in den nächsten Jahren weiterentwickelt und welche Strukturen dazu nötig sind. Eine wichtige Entscheidung dabei war, den Lager- Engpass aufzulösen. Ein zweites, neues Lager sollte gebaut werden, das die vorhandene Lagerkapazität verdoppeln sollte. Ein internes Projektteam entwickelte Pläne für ein dreigassiges, doppelt tiefes und vollautomatisches Paletten-Hochregallager (HRL) mit 4.772 Stellplätzen. „Hohe Flexibilität, Schnelligkeit und vor allem Prozesssicherheit sprachen für ein vollautomatisches Lager“, sagt Reiner Busch.

Das neue Lager sollte Platz für alle Fertigprodukte bieten. In einer eigenen Regalzeile werden zudem die Rohstoffe und Primärpackmittel auf Aluminium-Paletten gelagert, die die hohen Hygiene-Anforderungen der pharmazeutischen Produktion erfüllen. Das neue Lager ist direkt am bestehenden Hochregallager gebaut, musste also in die vorhandene Werksstruktur integriert werden. Deshalb wurde die Anbindung des bestehenden Hochregallagers und des neuen Automatiklagers an die Produktion und das ebenfalls neu gebaute Versandzentrum auf verschiedenen Ebenen geplant. Ein Querverfahrwagen im Obergeschoss dient als zentrales Verbindungselement von Wareneingang, Lagerung und Produktion. Die Anbindung an das Versandgebäude dagegen erfolgt unterirdisch über einen 120 Meter langen Tunnel, ebenfalls mit Querverfahrwagen.

Systemanbieter gesucht

Mit den fertigen Plänen machten sich die Verantwortlichen von Medice auf die Suche nach einem Unternehmen, das die Anlage realisieren konnte. „Wichtig war uns dabei, ein Systemhaus zu finden, das alle benötigten Komponenten und die Software aus einer Hand liefert“, betont Wolfgang Wiedemann, Leiter Technik bei Medice. Nach eingehender Prüfung verschiedener Unternehmen entschied sich Medice für viastore, einen international führenden Anbieter von schlüsselfertigen Intralogistik-Anlagen. viastore lieferte und installierte als Generalunternehmer die gesamte Lager- und Fördertechnik. Dazu gehörten der Regalbau, die drei Regalbediengeräte vom Typ viapal mit Teleskopgabel für die doppelt tiefe Lagerung, die Querverfahrwagen sowie vier Vertikalförderer, mit denen die Paletten in die entsprechende Fördertechnik-Ebene transportiert werden können. Zwölf Schnelllauf- und drei Brandschutztore gehörten
ebenfalls zum Auftragsumfang. Die erforderlichen Steuerungsebenen (SPS, Materialfluss-System, Anlagen-Visualisierung und Warehouse-Management-System) wurden über die durchgängige Systemlösung viad@t von viastore realisiert.

Energieeffizienz im Lager

Wichtig für Wolfgang Wiedemann ist auch eine energieeffiziente Intralogistik: „Wir haben das Lager konsequent auf einen niedrigen Energieverbrauch ausgelegt.“ Zum Beispiel wird das für die Lagerung von pharmazeutischen Produkten erforderliche Klima durch eine Fußbodenheizung und eine natürliche Belüftung erreicht – und nicht durch den Einbau einer energieintensiven Klimaanlage. Entsprechend haben die Stuttgarter Logistik-Experten ihr Energiekonzept „viastore blue“ bei Medice umgesetzt: „Dabei werden nicht nur einzelne Verbraucher erfasst, sondern die gesamte Anlage“, erklärt Knut Schröder, Leiter der zuständigen Niederlassung Nord von viastore systems. „Durch unterschiedliche Maßnahmen wie Energierückspeisung, optimierte Verfahrwege der Regalbediengeräte oder energieeffiziente Antriebe lassen sich 30 Prozent und mehr Energie im Lager sparen.“

Software-Kompetenz überzeugte

Die Hardware-Kompetenz von viastore war wichtig für die Verantwortlichen von Medice. Doch die Software-Kompetenz war letztlich ausschlaggebend: „viastore kann die für unser Lager notwendige Prozesslogik im Standard-WMS viad@t abbilden. Darin hatten wir von Anfang an das Vertrauen, und das hat sich bestätigt“, erklärt Reiner Busch. „Heute ist nicht allein die Hardware das Entscheidende, sondern wie die Komponenten zusammengebracht, die Schnittstellen gestaltet und die Prozesse gemanagt werden. Das konnte viastore besser als die anderen Anbieter.“

Ursprünglich war vorgesehen, nur eine Stellplatzverwaltung mit der viastore-Software viad@t zu realisieren. Alle anderen Warehouse-Management-Funktionen sollten durch das bei Medice eingesetzte ERP-System „Blending“ ausgeführt werden. „Diese Idee wurde allerdings mit viastore stark optimiert“, schmunzelt Busch. „Wir haben schnell das gesamte Lagermanagement an viad@t übertragen, denn die Funktionen, die dieses WMS bietet, findet man in keinem ERP-System“, erklärt er und nennt ein Beispiel: „Die neue Fördertechnik ist sehr schnell. Träten jedoch bei der Lagerverwaltung Antwortzeiten im Sekundenbereich auf, wäre der geplante Durchsatz nicht zu schaffen.“ Wolfgang Wiedemann ergänzt einen weiteren Aspekt: „Sollten wir einmal das ERP-System wechseln, ist die Lagerverwaltung unabhängig.“

Software-Validierung nach GAMP 5

Bevor jedoch viad@t bei Medice implementiert werden durfte, musste sich viastore auditieren lassen: „Wir sind ein Pharmaunternehmen. Daher muss sich jeder Lieferant qualifizieren und freigeben lassen“, betont Reiner Busch. Im Fokus steht dabei neben dem effektiven Service vor allem die Software. Diese wurde in einem aufwendigen Verfahren nach GAMP 5 validiert, einem anerkannten Leitfaden für die Software-Validierung in der Pharmaindustrie. „Hier wird überprüft, ob die Software das macht, was sie soll, und das zuverlässig“, fasst Reiner Busch zusammen. Wird das Material zum Beispiel chargengenau ein- und ausgelagert und erfolgt die Statusverwaltung entsprechend? Werden die Wareneingänge und Lagerbewegungen richtig verwaltet? Lassen sich Zugangsberechtigungen erteilen? Zudem muss jede Änderung einer Funktion genau dokumentiert werden. „Eine durchgängige Dokumentation ist in viad@t standardmäßig vorhanden“, berichtet Stephan Bruns von viastore, der das Projekt auf Vertriebsebene betreute. „Damit sind wir mit unserer Software für die Validierung sehr gut aufgestellt.“

Statt Stunden jetzt Minuten

Nachdem bauseits die Voraussetzungen für das neue Lager geschaffen wurden, realisierte viastore die gesamte Lager- und Fördertechnik in rund drei Monaten. Vor Kurzem ging die komplette Anlage in Betrieb. „Schon die erste Woche lief perfekt an“, erinnert sich Wolfgang Wiedemann. Bis zu 1.200 Aussendungen pro Tag schafft die neue Logistik heute bereits im Einschichtbetrieb. „Die Bestände in den einzelnen Bereichen konnten wir signifikant runterfahren“, schildert Reiner Busch die neue Leistungsfähigkeit der Medice-Logistik. „Damit wurden Flächen frei, die wir jetzt wieder produktiv nutzen können. Wird heute Ware innerbetrieblich angefordert, ist sie nicht mehr in fünf Stunden sondern in fünf Minuten vor Ort.“



Further information that could be interesting:
To make this site work properly, we place small data files called cookies on your device. Find out more about it: Data privacy