News

Display news overview

Der SAP EWM-Generalunternehmer IGZ führt Retrofit-Projekt für Wärmedämm-Verbundspezialisten durch

16.01.2018

Optimierungspotenziale erschlossen

Retrofit

Für die Sto Group, Technologieführer im Bereich Wärmedämm-Verbundsysteme, haben die SAP Ingenieure der IGZ ein umfassendes Modernisierungs- und Migrationsprojekt auf Basis von SAP EWM (Extended-Warehouse-Management) konzipiert und realisiert. Das seit 1992 bestehende Logistikzentrum in Stühlingen wurde mithilfe des führenden SAP EWM-Generalunternehmers aus Falkenberg/Opf. rundum erneuert und zukunftssicher ausgelegt. Der erzielte Mehrwert macht sich insbesondere in erhöhter Verfügbarkeit, Leistung, Transparenz, Benutzerfreundlichkeit und Arbeitssicherheit bemerkbar.

Vermutlich sind es zunächst die typischen, gelben Eimer, die man mit dem Namen Sto in Verbindung bringt. Tatsächlich repräsentieren diese auffälligen Transportbehälter eine Marke, die in Form von Farben, Putzen und Fassadendämmstoffen auf Baustellen weltweit zu finden ist. Dafür sorgen mehr als 5250 Mitarbeiter innerhalb der Sto Group, die sich als Technologieführer für die nachhaltige Gestaltung bebauter Lebensräume versteht. Sitz des nach wie vor in Familienhand befindlichen Unternehmens, das sich seit Gründung vor mehr als 50 Jahren zu einem internationalen Konzern mit 26 Tochtergesellschaften rund um den Globus entwickelt hat und seine führende Position als Anbieter von Wärmedämm-Verbundsystemen behauptet, ist Stühlingen im Südschwarzwald.

Präzise und minutiös zu steuernde Baustellenlogistik

Seit 1992 betreibt der erfolgreiche Mittelständler in Stühlingen ein teilautomatisiertes Logistikzentrum, über das Baustellen rund um den Globus direkt mit Materialien versorgt werden. Waren es zunächst meist artikelreine Paletten, die geordert und zugestellt wurden, so dominieren heute kleinteilige Aufträge, die nach Bestelleingang bedarfsgenau zu kommissionieren sind und bereits am nächsten Morgen zeitgenau an wechselnden Zielorten zur Verfügung stehen müssen.

Nach einer Betriebszeit von 25 Jahren kam es zunehmend zu Problemen und Störungen auf Ebene der innerbetrieblichen Ver- und Entsorgungsprozesse:

»Durch den stetig steigenden Materialumschlag, erweiterte Sicherheitsanforderungen und eine erschwerte Ersatzteilversorgung war ein Retrofit zwingend notwendig, um die bestehende Anlage auch weiterhin betreiben zu können«, berichtet Dr. Andreas Rebetzky, Vice President IT & Organisation, Sto Group. Handlungsbedarf bestand in diesem Zusammenhang auch auf Ebene der Lagerverwaltung und -steuerung (LVS/MFS), wenngleich das implementierte System erst seit zehn Jahren im Einsatz war. Hierbei handelte es sich um eine proprietäre, in die SAP ECC-Umgebung eingebettete Lösung, an der im Zuge des erforderlichen Retrofits weitgreifende Modifikationen vorzunehmen gewesen wären. »Diese Änderungen wären jedoch einer kompletten Neueinführung gleichgekommen«, so Rebetzky weiter. Diese Chance habe man genutzt und die Software ebenfalls modernisiert bzw. ausgetauscht.

Implementierung neuer SAP EWM-Standards in gewachsene Strukturen

Die Herausforderung bestand also darin, die Verfügbarkeit und Leistungsfähigkeit des Sto-Logistikzentrums für eine weitere, etwa 15 Jahre andauernde Betriebsperiode sicherzustellen. Diese Anlage umfasst eine Vielzahl von LVS-verwalteten Lagerbereichen: ein automatisch betriebenes Hochregallager (HRL) mit vier, jeweils mit zwei Teleskopgabeln bestückten Regalbediengeräten und 8.280 Palettenstellplätzen, Kommissionier- sowie ein Kommissionier-Puffer-Lager, ein Magazin für Kleinteile, ein Langgut-Lager und ein Blocklager für großvolumige Waren, wie etwa Dämmplatten.

Separierte Zonen dienen der Bevorratung von brennbaren- sowie wassergefährdenden Stoffen. Die Einlagerung ins HRL und die Auslagerung zur Kommissionierung erfolgen über eine Ein- und Auslagerstrecke im Obergeschoss. Eine Auslagerstrecke im Erdgeschoss dient der Zuführung der Waren in den Versand. Auf Ladeeinheitenebene werden zwei Gewichtsklassen verwaltet: 1.000 kg sowie 1.500 kg. Das Spielzeitmodell sieht pro Gerät und Stunde 44,6 Ein- und Auslagerbewegungen vor. Im 3-Schicht-Betrieb entspricht dies einer maximalen Durchsatzleistung von bis zu 5.000 Paletten täglich.

Gefragt war nun eine Rollout-fähige LVS/MFS-Standardlösung, über die auch zusätzliche Leistungsreserven im Materialfluss erschlossen werden sollten – etwa durch Einführung eines automatischen I-Punkts, Implementierung von Wegeoptimierungsstrategien und Entlastung von NIO-Strecken. Wichtig für den Baustoffhersteller und Baustellenlogistiker war aber auch eine Minimierung der Lieferantenabhängigkeit. Denn das vorhandene proprietäre LVS ließ Sto-intern keine Anpassungen bzw. Änderungen zu und die Abhängigkeit von nur wenigen Programmierern auf Seiten des Softwareherstellers war schlicht zu hoch.

Eigenständigkeit in Systempflege und Weiterentwicklung gefordert

Auf der Suche nach einer geeigneten Alternative entschieden sich die Projektverantwortlichen letztlich für SAP EWM-Standardsoftware. Dazu Dr. Andreas Rebetzky: »Wir haben uns für die weitgehend Berater unabhängige Lösung der SAP entschieden, zumal wir SAP bereits für die ERP-Prozesse nutzen.« Daraufhin erhielten die führenden SAP Ingenieure der IGZ aus Falkenberg/Opf. den Zuschlag als SAP EWM-Generalunternehmer für die kompletten Modernisierungsmaßnahmen. »Wir wollten eine Lösung aus einer Hand und mit einem kompetenten, spezialisierten SAP Partner, der bereits umfangreiche Erfahrung im SAP EWM-Umfeld und der Umsetzung derartig anspruchsvoller Retrofit-Projekte im laufenden Betrieb hat«, so der Sto-IT-Experte weiter. Auch habe man mit der Wahl von Siemens S7/WIN CC und dem SAP EWM die Möglichkeit, eigenständig Erweiterungen vorzunehmen und sei Upgrade-fähig, so dass eine Überalterung der Software ausgeschlossen werden kann. »Hinzu kommt, dass die SAP Lösung neben umfangreichen Standardfunktionen exzellente Integrationsmöglichkeit in die SAP Landschaft sowie eine hohe Zukunftssicherheit bietet und damit die vorhandene SAP Strategie von Sto bestmöglich unterstützt«, ergänzt Thomas Kraus, Bereichsleiter SAP Projekte bei IGZ.

Als Generalunternehmer verantwortete IGZ in Folge die Einführung des SAP EWM/MFS sowie die parallel durchgeführte Modernisierung der Mechanik- und Steuerungskomponenten. Im Kern war eine optimale Performance des Gesamtsystems, insbesondere im Bereich der Regalbediengeräte und der Fördertechnik, zu realisieren. Zu berücksichtigen waren hierbei auch Sto-spezifische Gegebenheiten, wie etwa Mengenumrechnungen und das Handling in Gebinden und Paletten. Gleichzeitig sollten Sicherheitsrisiken eliminiert werden, beispielsweise durch Vereinzelung der Kommissionierarbeitsplätze und Reduzierung des Staplerverkehrs. Ferner galt es, die neue hochverfügbare Steuerungstechnik auf Basis von Siemens S7 ohne jegliche weitere Middleware direkt an SAP EWM in Echtzeit anzubinden. Serielle Schnittstellen sollten entfallen und die Kommunikation auch durch Unterstützung neuer Netzwerktechniken für Industrie 4.0 optimiert werden.

Modernisierung und Migration in vier Stufen

IGZ entwickelte anhand des Lastenhefts eine passgenaue Strategie für die sichere Umsetzung des Retrofits sowie die parallele SAP EWM-Einführung. Weiter hatte Sto Anforderungen im Bereich der Arbeitssicherheit, die ebenfalls im Rahmen des Projekts optimiert werden sollten. Entstanden ist ein vier-stufiges, sicheres SAP EWM-Migrationskonzept.

Letztlich ließ sich daraus auch ein auf die individuellen Bedürfnisse von Sto zugeschnittener Zeitplan ableiten und Optimierungspotential aufzeigen. »In dieser frühen Phase konnten wir zudem nachweisen, dass sich sowohl die Antriebstechnik als auch das Gros der mechanischen Anlagenkomponenten noch in einem sehr guten Zustand befindet und eine weitere Betriebsphase überdauern würden«, erklärt Christian Mattes, Geschäftsführer IGZ Automation. »Die Steuerungstechnik auf Basis von Siemens S5 hingegen, inklusive Bedienpulte und Positioniereinheiten, war völlig veraltet.«

Der Startschuss fiel im vierten Quartal 2014 mit der Modernisierung des Verteilwagens im Bereich der Kommissionierung. Der nächste Schritt stand ganz im Zeichen der Betriebs- und Arbeitssicherheit. Zu diesem Zweck sind noch im gleichen Jahr die Kommissionierplätze umgebaut worden. Im darauf folgenden Frühjahr wurde in der gesamten Anlage der Sicherheitsstandard erhöht und ein Visualisierungssystem auf Basis von Siemens WinCC eingeführt. Hierbei handelt es sich um eine offene Anwendung zur Darstellung der Anlagenbetriebszustände. Der Detaillierungsgrad reicht hinunter bis auf Sensor- und Aktorebene und ermöglicht eine frühzeitige Problemerkennung.

Während des letzten und größten Schrittes wurden SAP EWM/MFS eingeführt und die Steuerungen auf Siemens S7 umgestellt. In diesem Zuge konnten auch die zwingend erforderlichen Materialflussoptimierungen vorgenommen werden. Da der Go-Live des letzten Schrittes nur außerhalb der Bausaison in der Phase relativ niedrigen Geschäftsvolumens möglich war, stand der Januar 2016 als Datum fest. Trotz des damit verbundenen extremen Zeitdrucks konnte der Go-Live zu diesem Zeitpunkt erfolgreich durchgeführt werden. Abschließend erfolgte der Austausch der Schaltschränke für die gesamte Fördertechnik. Der Produktivsetzung vorausgegangen waren umfassende Emulationsläufe über das Gesamtsystem hinweg, für die IGZ zuvor spezielle Testszenarien für den zu erbringenden Leistungsnachweis entwickelt hatte. Dokumentiert werden mussten darüber hinaus sämtliche Gewerke, wie auch das gewünschte Customizing der Software.

Performance und Betriebssicherheit auf lange Sicht gewährleistet

Was schlüssig klingt, ist in der Praxis mit besonderen Herausforderungen verbunden. Da das Lager zentraler Bestandteil der Sto-Intralogistik ist, musste die Umstellung innerhalb weniger Tage und ohne spürbare Beeinträchtigung des laufenden Betriebs erfolgen. »Insbesondere die Minimierung der Kommissionierlast, die Anbindung an die Steuersoftware der Produktion und der Umgang mit Kundeneinzelbeständen waren wichtige Punkte bei der Umsetzung«, erklärt Dr. Andreas Rebetzky. Kleinere Probleme, die in den ersten Wochen eines Live-Betriebs nicht gänzlich auszuschließen sind, habe man gemeinsam gelöst. Aktiv beteiligt war Sto auch während der Implementierungs- und Realisierungsphase, etwa bei der gemeinsamen Entwicklung eines geeigneten Maskendesigns.

Nach Inbetriebsetzung des rundum erneuerten Logistikzentrums haben sich die Erwartungen von Sto in puncto Verfügbarkeit, Stabilität, Benutzerfreundlichkeit – insbesondere aus Sicht der Enduser – und Performance erfüllt. Das Gesamtsystem arbeitet heute zur vollsten Zufriedenheit und deckt hierbei auch die gesetzlich angeordneten Arbeitssicherheitsvorschriften in vollem Umfang ab. »Das System ist benutzerfreundlicher, die nahezu ausgeschlossenen Klärungen von Belegen und Beständen können - sofern denn überhaupt erforderlich - jetzt eigenständig gelöst werden. Etwaige Erweiterungen und Optimierungen können im SAP EWM selber gemacht werden, da IGZ den Aufbau von SAP EWM Know-how auf Sto-Seite unterstützte. Die Visualisierung ist detaillierter und einfacher in der Handhabung. Die Ziele die wir hatten wurden voll erfüllt«, ergänzt Andreas Rebetzky. Auch die meisten Störungen können nun von den Mitarbeitern in der Logistik direkt in Eigenregie behoben werden, ohne dass die Sto-eigene Wartungs- und Instandhaltungsmannschaft eilig zusammengetrommelt werden muss. Mit der erfolgreichen SAP EWM-Einführung am Standort Stühlingen wurde die Basis für Roll Outs an weitere Standorte gelegt.

Quelle und Originalartikel: https://www.igz.com/aktuelles/news/der-sap-ewm-generalunternehmer-igz-fuehrt-retrofit-projekt-fuer-waermedaemm-verbundspezialisten-durch/



Further information that could be interesting:
To make this site work properly, we place small data files called cookies on your device. Find out more about it: Data privacy