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BVL Logistiktag Steiermark 2005

11.10.2005

Mehr als 55 Experten diskutierten Wechselspiel zwischen Standardprozessen, Software und den individuellen Anforderungen in der Logistik

Erfolgsfaktor Software
Wie individuell können Standard-Softwarelösungen sein? – Sollen individuelle Software-Lösungen standardisiert werden? – Viele harte Fragen an die Hersteller der „weichen Ware“, die immer mehr auch in der Logistik zum Erfolgsfaktor wird, standen im Mittelpunkt des BVL-Logistiktages Steiermark 2005 am 6. Oktober in der WAMAS-City bei Salomon Automation in Friesach bei Graz.

Hausherr Franz Salomon stellte gleich eingangs klar, dass es prinzipiell für beide Arten von Software sinnvolle Einsatzbereiche gibt. Standardsoftware, darunter versteht er releasefähige Software, habe überall dort eine Berechtigung, wo es um keine geschäftskritischen, branchenspezifischen Anwendungen wie z.B. Buchhaltung geht.

Individuelle Softwarelösungen können zwar – vor allem aus Kostengründen – auch auf gewissen Standards basieren, sie unterscheiden sich aber vor allem dadurch, dass keine neuen „Releases“ automatisch nachgeliefert (und gekauft) werden (müssen). Hier kommt der wichtige Faktor der Gesamt-IT-Kosten, Anschaffungspreis der Software plus Pflege plus Wartung/Support, ins Spiel.

Bei Standardsoftware bezahlt man die Pflege, die Weiterentwicklung, über „Release-Upgrades“ mit. Individual-Software kann auf Pflege verzichten. Sie läuft in der Regel zirka 7 bis 10 Jahre, in dieser Zeit gibt es normalen „Support“ (Wartung), dann wird die Software komplett erneuert.

Teure Pflege
Zusammenfassend hielt Franz Salomon fest: „Bei Standardsoftware gibt es einerseits die Wiederholungsgefahr beim Mitbewerb, andererseits sind zu den Anschaffungskosten die ‚ewige Pflege’ bzw. teure Release-Upgrades zu beachten. Individualsoftware ist oftmals unter dem Strich günstiger, weil während der Laufzeit von 7 bis 10 Jahren nur Service, Support, notwendig ist, um das Ding am Laufen zu halten. Danach erfolgt die Ersatzinvestition für die spezifische Anwendung. Individuelle Software wird zumeist in den Bereichen der Kernkompetenzen eines Betriebes eingesetzt. Mit ihr kann sich ein Unternehmen gegenüber den Mitbewerbern abgrenzen.“

EDV als Prestige
Eine wichtige Frage, die Franz Salomon in seinem Vortrag anschneidet, betrifft die Notwendigkeit der EDV-Unterstützung. In der Vergangenheit habe es viele Prestige-Projekte gegeben. Heute weiß man, dass nicht jeder ein hochautomatisiertes Hochregallager braucht.

Modularisierte Software Für die Zukunft sieht Salomon den Trend, dass Software immer mehr modularisiert wird; z.B. Modul „Wareneingang“ oder „Kommissionierung“.

In der Branche fordert er, dass bei Standardsoftware die Erhaltung der Releasefähigkeit extra ausgepreist werde, um die Kostenwahrheit und Vergleichbarkeit von Prozessen herstellen zu können.

Festo: Nur zwei Stunden bis zur Auslieferung
„Standardisierung und deren Grenzen in der Logistik am Beispiel einer Werkserweiterung“ lautete der Titel des Vortrags von Bernd Arnold, Planer bei der Festo AB & CO. KG. Er hob in seiner Ausführung hervor, dass ein global agierendes Unternehmen in der Regel Bedarf an beidem hat: an einer tatsächlichen „Standardsoftware“ wie etwa SAP, die bei FESTO für die Auftragsverwaltung, den Materialstamm, die generelle Verfügbarkeitsprüfung und ähnliche Aufgaben zuständig ist und eine EDV, die „standardisierte“ Individual-Funktionen abdeckt. Nur dank dieser Individualsoftware ist es möglich, Produktionsanlagen, Materialfluss- und Lagersystem so zu gestalten, dass etwa zwischen Auftragseingang und Auslieferung für kundenspezifisch gefertigte Pneumatikantriebe nur zwei Stunden vergehen, sofern dies erforderlich ist. Zur Kopplung von Statistiksystemen zur Personalsteuerung und Leistungsentlohnung ist der integrierte Zugriff auf entsprechende EDV-Systeme ebenfalls unerlässlich.

Am weltweit größten Produktions- und Logistikstandort von Festo, in St. Ingbert-Rohrbach, realisierte Salomon Automation eine vollautomatisierte Transportanlage mit „integriertem“ Behälterlager als Generalunternehmer. Die Investitionssumme allein für das Logistik–Gewerk betrug rund 6 Mio €.
Bernd Arnold betonte, dass die Entscheidung für SALOMON auch auf Grund der Verlässlichkeit, Innovationskraft und der kurzen Realisierungs- und Inbetriebnahmezeiten gefallen ist.

ECONSULT: Nicht in Details verlieren
Dipl.-Ing. Gerald Gregori von der Logistikberatungsfirma ECONSULT verstand es in seinem Referat, die Sinnhaftigkeit einer neutralen Beratung bei Großinvestitionen hervorzustreichen. „Vor einer größeren baulichen Investition, einer Vergrößerung des Lagers oder auch bei geplanten Änderungen in der Logistik ist es sinnvoll, eine neutrale Expertise einzuholen. Besser frühzeitig in kompetente Planung investieren als später hohe Änderungskosten riskieren und einen suboptimalen Betrieb hinnehmen müssen.“ Eine nachhaltige Planung braucht valide Planungsgrundlagen und ein klares funktionales Konzept, sie sollte aber nicht – darüber waren sich die Referenten einig – ein zu enges Korsett darstellen: Um eine für den Auftraggeber optimale Lösung zu finden, sollten Generalunternehmer und/oder Softwarelieferanten innerhalb des Gesamtkonzeptes noch Raum zum Einbringen eigener Kreativität und Lösungskompetenz haben. Auch hier gilt also das Prinzip des „goldenen Schnitts“.

Alle Teilnehmer der Veranstaltung waren sich einig, dass die Frage, ob Standard- oder Individualsoftware zum Einsatz kommen sollte, bereits in der Planungsphase ernsthaft diskutiert werden müsse. Was im Einzelfall mehr bringt, war dann beim anschließenden Buffet in der WAMAS City Tischgespräch Nummer 1.



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